Zum Glück war ich noch nie auf eine Blutkonserve angewiesen. Und selbst wenn, so macht man sich ja im Allgemeinen wenig Gedanken darum, wo das Blut eigentlich herkommt und dass es wie selbstverständlich in ausreichender Menge überhaupt zur Verfügung steht. Doch Blutkonserven in Hülle und Fülle sind eben doch nicht so selbstverständlich wie das Skalpell auf einem OP-Tisch. „Blutspenden? Kann man ja mal machen“ denkt man sich und schon hat man das Thema auch schon wieder weit von sich geschoben.
Dortmund (wo ich damals zwei Jahre gelebt habe), im Herbst, ein sonniger Nachmittag, und ich lief zufällig am Blutspendebus vorbei, der in jener Woche vor der Reinoldi Kirche stand. Im Vorbeigehen überkam mich irgendwie das Gefühl, jetzt einfach mal spontan zu sein, nicht lange nachzudenken, sondern einfach mal zu machen. Und ich überwand doch tatsächlich meinen inneren Schweinehund und betrat den Bus, um mich anzumelden. Das ging recht fix, doch die Messung meines Blutdrucks ergab leider, dass dieser viel zu gering war und ich erst mal was Ordentliches futtern sollte. Einen Gutschein für den Imbiss um die Ecke gab´s direkt dazu. Super Sache. Eine halbe Stunde später also der erneute Versuch, wieder Blutdruckmessen doch er war immer noch zu niedrig. „Kommen Sie einfach morgen wieder und essen Sie vorher genug“. Na toll, ob ich nochmal die Überwindung dazu hätte? Schließlich hatte ich ja nun 24 Stunden Zeit mir ausgiebig Gedanken darüber zu machen, um es am Ende dann doch zu lassen, weil man nun auch nicht gerade der allergrößte Freund von Spritzen & Co. ist.
Neuer Tag, neues Glück, eine XL-Portion Pfannkuchen zum Mittagessen verdrückt, stand ich wieder vorm Blutspendebus und konnte diesmal auch den Blutdruckmesser (also das Gerät) von mir überzeugen, um mich weiter zu lassen. Und schon war ich drin (nach dem ich einen Fragebogen sowie einen Pieks in den Finger zum Bluttest abgegeben hatte) – in einem modern und fast schon nett eingerichteten Innenraum des Blutspendebusses. Man kümmerte sich sofort ganz lieb um mich, sodass meine Nervosität auch schnell dahin war. Auf einer Art Liegestuhl am Fenster nahm ich also Platz und bei einem kleinen Plausch mit einer Mitarbeiterin bemerkte ich kaum, wie sich die Nadel … na ja, Ihr wisst schon. Es war wirklich völlig harmlos. Ich glaube, ich lag ca. 15 Minuten da, während mein Körper um ein paar Liter Blut ärmer wurde. Es fühlte sich aber relativ normal an.
Und während ich so da lag, kam ich mit einer Dame mir gegenüber liegend ins Gespräch. Sie erzählte mir, dass sie neben unzähligen Blutspenden auch schon eine Stammzellenspende hinter sich hatte, die natürlich nochmal eine ganz andere Hausnummer ist, an die ich mich bisher noch nicht dran getraut habe. Sie konnte sogar Kontakt zu dem Patienten (nach der Sperrfrist) mit dessen Zustimmung aufnehmen und ich habe noch heute ihr strahlendes Gesicht vor Augen, als sie mir von dieser rührenden Begegnung mit ihm erzählte. In diesem Moment war mir meine vorherige Aufregung wegen einer einfachen Blutspende schon fast ein wenig peinlich. Doch auch damit lässt sich Leben retten – das Wichtigste ist, das man nicht wegsieht und sich auf andere verlässt, die schon hingehen werden. Jeder kann helfen.
So ganz nebenbei: man wird danach übrigens noch mit ein paar köstlichen Snacks versorgt und kleine Geschenke gibt’s natürlich auch noch oben drauf, wie z.B. eine Tafel Schokolade. Einige Wochen später erhält man dann per Post seinen Blutspendeausweis und die Info, ob mit dem eignen Blut alles ok ist. Auch beruhigend zu wissen 🙂
P.s. Anmerkung 2022: Immerhin hab ich es nun geschafft, mich als potentieller Stammzellenspender typisieren zu lassen.