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Das Geheimrezept – Feines Plätzchen werden

Ihr träumt von einem Hotel oder kleinen Café? Oder habt Ihr vielleicht schon eins, doch das gewisse Etwas fehlt noch, damit Euch die Gäste im wahrsten Sinne des Wortes die Bude einrennen? Damit sie Euch uneingeschränkt weiterempfehlen, damit sie stolz auf Euch sind, weil sie so ein feines Plätzchen entdeckt haben.

Oh ha, das ist eine Menge Arbeit. Obwohl, stimmt eigentlich gar nicht, wenn Ihr die wichtigsten Grundvoraussetzungen erfüllt (natürlich zuzüglich von betriebswirtschaftlichen Kenntnissen ): eine Menge Herzblut, Leidenschaft, Fleiß und eine große Portion Enthusiasmus, und zwar jeden Tag auf´s Neue. Nichts ist verschwenderischer als das tollste Konzept, und sobald man dann als Gast voller Vorfreude das Geschäft betritt und direkt von der Lustlosigkeit mancher Mitarbeiter angesprungen wird in Form von „ich mache hier nur meinen Job“, vergeht einem doch der Appetit auf mehr. Der Mitarbeiter an sich tut mir in dem Moment schon fast Leid, vor allem, weil er hier fehl am Platz ist und eigentlich etwas tun sollte, was ihn so richtig begeistert (because life is short). Und da liegt auch schon der erste Hase im Pfeffer. Die pure Liebe. Hier nun die ersten fünf Zutaten für den ‚Teig‘, bevor es anschließend mit dem ‚Belag‘ für die feinen Plätzchen weiter geht:

  1. Liebe: macht das, was Euch so richtig glücklich macht, wovon Ihr einfach nicht mehr genug bekommen könnt, wofür Ihr am liebsten die ganze Nacht durcharbeiten würdet, worin Ihr vollkommen aufgeht und Euer ganzes Gesicht strahlen lässt. Denn nichts ist schöner als pure Begeisterung – Eure Gäste lassen sich nur zu gern davon anstecken. Vorteil 1: sie kommen wieder (und Stammgäste sind fast schon die halbe Miete) Vorteil 2: sie empfehlen Euch gern weiter (was wieder neue Gäste bringt, die ebenfalls zu Stammgästen werden könnten). Und manche schreiben vielleicht sogar einen Blogbericht über Euch 😉
  2. Linie: spinnt die Idee, Euer Konzept zu Ende. Erzählt eine Geschichte – Eure Geschichte oder die des Gebäudes. Je historischer desto besser. Menschen lieben Geschichten, daher sind auch Themenhotels so beliebt. Angefangen beim richtigen Namen, passendem Logo, thematisch stimmigem Farbkonzept und einem ansprechenden medialen Auftritt. Man muss dafür nicht gleich eine Profi Agentur engagieren (das kann man später noch, den diese haben´s echt drauf), es gibt für den Anfang aber auch viele gute Webseiten-Baukasten-Anbieter, die oft kostenlos das Erstellen einer eignen Webseite mit vielen Funktionen ermöglichen. Ein bisschen Zeit und Kreativität muss man allerdings schon dafür aufbringen. Nehmt die Sinne Eurer Gäste von Anfang an mit, dazu zählen neben den eben genannten auch und vor allem richtig gute Fotos! Mittlerweile hat fast jeder in seinem Bekanntenkreis schon den ein oder anderen professionellen Hobbyfotograf, der nicht gleich das ganze Budget sprängt. Fotos kann man in ihrer Bedeutung kaum überschätzen, leider werden sie oft unterschätzt und das, obwohl viele von ihnen so viel mehr Potenzial bieten (nicht, dass meine Fotos hier immer der Knaller wären, aber ich übe ja auch noch 😛 ). Auch hochwertige Printmedien, zumindest aber gute Visitenkarten sind ein absolutes Muss, und auch diese sind wirklich preiswert zuhaben. Das mag alles sehr subjektiv klingen, aber genauso funktioniert eben gute Werbung. Hauptsache, der eigene Stil findet sich darin wieder. Baut eine Marke auf – Eure Marke.
  3. Lust: stellt Mitarbeiter ein, die genauso für diese Idee brennen, wie Ihr (zumindest fast genauso), die Eure Begeisterung teilen und das, was diesen Beruf ausmacht: echte Gastfreundschaft. Gebt ihnen peu à peu mehr Verantwortung, fördert sie in ihren Stärken und vor allem lobt sie, wenn sie an sich selber wachsen, und übt freundlich Kritik, denn auch daran wächst man. Jedes Unternehmen ist nur so herausragend, wie die Menschen, die es durch ihre Arbeit groß machen. Erkennt ihre Talente und bezieht sie bei so manchen Entscheidungen mit ein. Fragt sie auch mal um ihre Meinung oder Ideen und bewegt Euch zusammen nach vorne. Lasst sie mal für einen Tag selber Gast sein und sie von dieser neuen Sichtweise berichten. Wertschätzt sie, denn der starke Fachkräftemangel läuft sich gerade erst warm.
  4. Laber Rhabarber: ganz im Gegenteil! Unterschätzt bloß nicht die Bedeutung von Kommunikation. Als ich dieses Fach zum ersten Mal in meinem Studium hatte, hielt ich es zunächst für einen Witz. Doch ich muss sagen, noch nie ist mir ein Fach so oft im Alltag auf die Füße gefallen wie dieses (Watzlawick & Co. lassen grüßen). Man kann eben nicht nicht kommunizieren (nach Paul Watzlawick). Jede noch so kleine E-Mail, Prospektanfrage und & Co. sollte möglichst ernst genommen und höflich behandelt werden. Gern mit ein paar persönlichen Worten vorweg oder zum Schluss. Auch vor Ort kann ich nur empfehlen, jedem Gast die volle Aufmerksamkeit zu schenken (dass das nicht immer möglich ist, ist nur verständlich, aber es sollte bei Ausnahmen bleiben), frei nach dem Motto: den Mensch sehen, nicht den Kunden. Ersterer wird durch diese Geste automatisch zu einem guten Kunden, denn viele (Kauf-) Entscheidungen beruhen auf Emotionen. Aber man muss es schon ehrlich meinen! Auch die regelmäßige Pflege der Homepage sowie des Auftrittes in einem sozialen Netzwerk sollte nicht unterschätzt werden. Neue Posts, mitten aus dem „Leben“ (also dem täglichen Geschäft) helfen, Eure Geschichte glaubhaft weiterzuerzählen und Euch wieder in Erinnerung der Gäste zurufen. P.s. bitte kommentiert Gästebewertungen, es muss nicht gleich ein ganzer Roman sein, aber ein Dank für das Feedback gemixt mit ein paar persönlichen Worten oder ggfs. einer Entschuldigung, falls etwas nicht geklappt hat, können wahre Wunder wirken. Nicht nur potentielle Neukunden, die vorher gern mal Bewertungen checken (zumindest bei Hotes), werden Eure offene Art sehr zu schätzen wissen.
  5. Langlebigkeit: pflegt Euer Interieur. Am Anfang ist alles neu, frisch & fein, doch im Laufe der Zeit nutzen sich viele Gegenstände ab, manche mehr und manche weniger. Der Used Look liegt glücklicherweise im Trend, aber irgendwann sind auch abgenutzte Couchbezüge, Sessel, Geschirr & Co. nicht mehr schick, sondern schäbig (außer natürlich der shabby chic Stil 😉 ) und sollten dringend erneuert werden – bevor Gästebewertungen förmlich danach schreien und sich ein Negativimage anhaftet. Soll heißen: peu à peu stattfindende Erneuerungen und Pflege sind unerlässlich um den Laden im Schuss zu halten. Die Hotellerie kennt sich schließlich mit Renovierungsstaus aus (weil es eben so kostspielig ist und es viele gern so lange vor sich herschieben, bis gar nichts mehr geht und fast alle Stammkunden abgesprungen sind). Also aufpassen!

Soooo, das waren nur die ersten Tipps vorab, quasi zum Warmlaufen. Wenn das alles läuft, kann man aber noch lange nicht die Hände in den Schoß legen, denn der Teufel steckt schließlich im Detail, und da kommt die Kreativität ins Spiel, womit wir auch schon wieder bei der Liebe wären. Was lernt man im Marketingunterricht so schön? Alle Sinne ansprechen! Liebe funktioniert übrigens genauso. Hier ein paar Vorschläge für den gelungenen ‚Belag‘ der feinen Plätzchen, die sogar alle nur mit geringen Kosten verbunden sind:

  • Frische Blumen in Gefäßen aller Art zur Dekoration auf Tischen im Café, auf der Rezeption, auf dem Nachtschränkchen, auf Fensterbänken, in Sanitärräumen oder wo auch immer… Es sieht einfach nett, romantisch und unglaublich freundlich aus. Und der zarte Duft macht´s noch sinnlicher (Sinnesorgan: Augen + Nase)
  • Passende Musik im Hintergrund – damit ist keine nervige Kaufhausmusik gemeint, nein nein, sondern vielmehr beschwingende Klänge unterschiedlichster Musikstile, jeweils passend zur Tageszeit. Mein persönliches Highlight im Café: Paolo Conte – Via Con Me (Sinnesorgan: Ohren)
  • Weiche Stoffe in allen Variationen schaffen das wunderbare Gefühl sich fallen lassen zu können – in ein Bett voller Kissen, in einen weichen Sessel oder sonst wo. Mit Stoffen lässt sich aus einem sonst eher tristen Raum einiges zaubern, ob es nun fließende Gardinenstoffe, Bettläufer und/oder Kissen als farblicher Eyecatcher auf einem sonst weiß bezogenen Bett sind – Akzente setzen ist angesagt (Sinnesorgan: Haut + Auge)
  • Stimmiges Licht zur jeweiligen Tageszeit ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Morgens mögen oder brauchen wir es schön hell, damit man richtig wach wird (ja, das geht nicht nur mit Kaffee 😛 ) und sich auf den Tag einstimmen kann. Gleiches gilt für Hotelzimmer, die bei Tageslicht angenehm hell sein sollten, ohne dass man beim Betreten schon die erste Lampe anschalten muss. Am Abend sieht das schon wieder ganz anders aus. Hier gilt, gedimmtes Licht aus unterschiedlichsten indirekten Lichtquellen zu spenden, damit eine entspannte Atmosphäre entsteht (Sinnesorgan: Augen)
  • Probierhappen sind einfach eine tolle Erfindung und machen Appetit auf mehr. Stellt auf dem Tresen ruhig täglich eine Mini-Ausgabe Eures Tagesgerichtes hin, oder eine andere kleine Nascherei, von dem Eure Gäste ungeniert probieren dürfen. Vielleicht gehen sie dieser Versuchung nach und bestellen. Vielleicht auch nicht, aber dann habt Ihr immerhin glückliche Gäste, die sich über diese Aufmerksamkeit freuen (Sinnesorgan: Mund)
  • Dekorationen im ganzen Haus verteilt, selbstgemachte, gekaufte, vom Trödelmarkt ergatterte oder geschenkt bekommend – Dekoration verwöhnt nicht nur das Auge, sondern auch unseren Geist. Wenn ich ein karges Hotelzimmer betrete, mit maximal einem nichtssagenden Standardbild an der Wand, dann möchte ich am liebsten direkt wieder umdrehen. Zuhause macht man es sich doch auch nett, warum also nicht auch auf Reisen? Damit ist nicht gemeint, dass man sich vor Kitsch kaum retten kann, sondern, dass eine gewisse Persönlichkeit zum Ausdruck kommt, ganz im Stil des Inhabers. Auch der neue Trend „hyggelig“, was so viel wie nett, gemütlich und angenehm bedeutet, lebt viel von Dekorationen, doch dazu gibt es bald nochmal einen extra Blogbeitrag (Sinnesorgan: Auge)

Und wer sich jetzt noch fragt, was ich als ‚Garnitur‘ für die feinen Plätzchen empfehlen würde, sozusagen als ‚bunte Streusel‘ obendrauf? Nun, wovon hab ich die ganze Zeit geredet? Von Liebe.